Blutegeltherapie

Die medizinische Verwendung von Blutegeln hat eine faszinierende und lange Tradition. Blutegelbehandlungen wurden bereits in der Ayurveda-Medizin, im Ägypten der Pharaonen und der europäischen Heilkunde durchgeführt. Nach einer Hochphase im 19. Jahrhundert mit missbräuchlichen Anwendungen („Vampirismus“) kehrte wieder Normalität in deren Anwendungen ein.

Durch einseitige Verlagerung auf medikamentöse Behandlungsformen vor und nach dem 2. Weltkrieg geriet die Blutegeltherapie als traditionelles Naturheilverfahren in Vergessenheit. Erst seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde diese Therapieform neu belebt.

Mit Hilfe moderner Analysemethoden konnten die verschiedenen Speichelinhaltsstoffe des Blutegels sowie deren Wirkmechanismen aufgeklärt werden: So ist beispielsweise heute klar, dass ein synthetisch hergestelltes Heparin als Blutverdünner längst nicht die gleiche Wirkung wie die natürliche Blutegelwirkstoffkombination – bestehend aus ca. 30 verschiedene Wirkstoffen – haben kann. Diese Wirkstoffe fördern durch Gerinnungshemmung die lokale Blutzirkulation insbesondere im Bereich der Ansatzstelle und wirken zugleich entzündungshemmend.

Blutegel gelten heute als zulassungspflichtige Arzneimittel; Haltung und Zucht werden somit umfassend kontrolliert. Es ist somit naheliegend, dass die entsprechende Therapie in die Hände erfahrener Therapeuten gehört.

Die Blutegeltherapie ist ein wirksames Naturheilverfahren bei allen Indikationen, bei denen Durchblutungsstörungen oder/und Entzündungen bestehen:

  • Akute und chronische Gelenkschmerzen (z.B. Kniegelenks-, Daumensattelgelenksarthrose)
  • Krampfadern/Besenreißer
  • Unterschenkelgeschwüre
  • Sehnen- und Sehnenscheidenentzündungen (Tennisellenbogen, Golfarm)
  • unterstützend bei Bluthochdruck
  • rheumatische Erkrankungen/Gicht
  • Mittelohrentzündung/Tinnitus
  • Furunkel/Karbunkel/Abszesse
  • Wirbelsäulen- und Kreuzbeinsyndrome
  • Durchblutungsstörungen nach Haut- und Gewebetransplantationen

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Wie läuft eine Blutegelbehandlung ab?

Eine Behandlung dauert in der Regel zwischen 60 bis 120 Minuten.

Der Blutegel wird auf vorgesehenen Hautstelle aufgesetzt, saugt sich fest. Dieser Vorgang ist schmerzfrei, da er schmerzlindernde, entzündungshemmende Stoffe abgibt. Im weiteren Verlauf leitet der Blutegel die Wirkstoffe in das Gewebe ein und saugt im Gegenzuge Blut bis er satt ist, er fällt dann von allein ab. Die kleine Bißwunde wird durch eine der Wirkstoffe 8-12 Stunden offen gehalten und blutet nach. Dieses Nachbluten ist ein wichtiger Teil der Therapie. Die Wunde wird mit einem saugfähigen Verband abgedeckt und ggf. erneuert. Pro Sitzung werden etwa 100-150 ml Blut entnommen (dies ist abhängig von der Zahl der angesetzten Blutegel). Die Wirkung entspricht einem Aderlaß- jedoch mit komplexerer Wirkung. Pro Egel ist mit einer Blutentnahme von ca. 10-25 ml Blut inclusive dem Nachbluten zu rechnen. Oft ist eine einmalige Sitzung ausreichend; in Abhängigkeit von dem Beschwerdebild bzw. der Konstitution des Patienten kann die Sitzung in ca. einem Monat wiederholt werden.